Der Bau der Bergamasker Alpen ist als die Reaktion der sich bildenden Alpen auf die N-bewegte und überschiebende Kontinentalscholle im Süden (die Po-Tafel) zu deuten. An ihrem nördlichen Oberrande wurde sie am stärksten gehemmt und nach S zurück und emporgeschoben: die Struktur des Grundgebirges und des Permes deutet darauf. Wenn die Sedimente durch Gleithorizonte von ihrer Unterlage gelöst sind zeigen sie manchmal Strukturen, die auf eine Bewegung von S nach N gegen die obenerwähnte Reaktionsrichtung deuten. Sie sind weniger zurückgeblieben bei der Bewegung der Po-Tafel, als das relativ N—S geschobene Grundgebirge + Perm. Fehlen Gleithorizonte, so hat das Mesozoikum die Bewegungen des Grundgebirges mitgemacht. Im Verlauf einiger wichtigen Störungslinien wie Val Canale—Bondione—Bruch und Val Trompia—Judikarien—Linie ist vielleicht die Abbildung des Penninischen und Unterostalpinen Axialgefälles zu sehen. Es gibt keinen Unterschied zwischen der nördlichen, hauptsächlich kristallinen Hälfte und der grösstenteils von Sedimenten bedeckten Südhälfte der Bergamasker Alpen. Sie sind also nicht die Wurzel sensu stricto der Oberostalpinen Decken, die als Schubdecke eigentlich nur ein Hinterland besitzen können. Wenn wir die Deutung der Insubrischen Linie von Cornelius und H. Cornelius—Furlani beachten, so gehört ebenfalls die Campowurzel Staub’s zum Oberostalpinen Hinterland. Die Südalpen gehören nicht zu den Dinariden: die Namen „dinarische Masse, dinarisches Block” sind also zu vermeiden.